Dienstag, 19. Juni 2018

Ein neues Nachtquartier

Als wenig später alles in zwei blauen Müllsäcken verstaut war, drängte Uli zum Aufbruch: " Es ist schon spät und wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns! Wir fahren jetzt zum Goethegymnasium. Da ist unser Nachtquartier während des Kirchentages. Also, Heiner, mach es gut. Es war nett, dich kennen gelernt zu haben!"  
     Ich schaute ihn erschrocken an und sagte dann spontan: „Ich kann heute Nacht nicht hier in der Wohnung übernachten!“                                        
     Beide schauten mich überrascht an. „Aber die Geister sind doch fort!“ meinte Mike. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben.“ „Trotzdem,“ beharrte ich, „ich kann heute Nacht nicht hier bleiben. Kann ich nicht bei euch im Goethegymnasium übernachten?" Beide schauten sich kurz an, dann meinte Mike: „Hast du einen Schlafsack und eine Isomatte?“ Ich nickte und er sagte: „Gut, einverstanden! Aber beeil dich, wir wollen los!" Ich war erleichtert und begann meine Sachen zu packen.

Wenig später saßen wir wieder im Wagen und fuhren Richtung Innenstadt, mit einem Schlafsack, einer Isomatte, einer kleinen Sporttasche und zwei blauen Müllsäcken im Kofferraum.
Als wir etwa gegen 1 Uhr im Goethegymnasium ankamen, war es still und dunkel im Schulgebäude. "Du schläfst am besten bei uns im Leiterzimmer", meinte Mike.      

     Ich schaute ihn erstaunt an: "Im Leiterzimmer?" "Ja", entgegnete er, "Uli und ich gehören zum Leitungsteam von Jugend mit einer Mission. Die Jugendlichen schlafen dort drüben in der Turnhalle." Er wies mit der Hand auf ein etwas entfernt stehendes Gebäude. "Ach so," sagte ich. "Nein, ich würde schon gerne in eurer Nähe bleiben!" 
     Im zweiten Stockwerk am Ende eines Ganges stoppten die Beiden plötzlich und vor einer eine Türe. "So, jetzt ganz leise. Die Anderen schlafen bestimmt schon alle. Such dir einen freien Platz und leg dich dann dorthin", sagte Uli. Dann öffnete er die Türe und wir schlichen in den Raum hinein.

Im Mondlicht konnte man verschiedene Einzelheiten gut erkennen. Über den ganzen Raum verteilt lagen Menschen in Schlafsäcken. Hier und da vernahm man ruhiges, tiefes Atmen. Jemand drehte sich auf die andere Seite. Ich platzierte mich mit Schlafsack und Isomatte fast genau in der Mitte des Raumes. Gerade als ich in meinen Schlafsack schlüpfen wollte, sah ich ganz in meiner Nähe einen Mann halb aufgerichtet in seinem Schlafsack sitzen. Er starrte mich leicht irritiert an.
    "Hallo", grüßte ich leise hinüber." Ich bin mit Mike und Uli gekommen". Er schien einen Moment nachzudenken, dann sagte er: " Welcome! Have a nice sleep!" und verschwand wieder in seinem Schlafsack.                                                                    
Erst jetzt merkte ich, dass ich kein Kopfkissen mitgenommen hatte. Ich nahm die T-shirts und ein Handtuch aus meiner Sporttasche heraus und bastelte mir  ein provisorisches Kopfkissen. Das war nicht optimal, aber besser als gar nichts. Endlich hinlegen! dachte ich erschöpft. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann war ich eingeschlafen.

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